Über Sonnenuntergänge und den Sinn des Lebens

Die Frage nach dem Sinn, viele Menschen begleitet diese Frage schon lange. Manchmal verhält sie sich ganz ruhig und dann schreit sie von innen und außen ganz laut. Gehen wir gemeinsam mal dieser Frage auf die Spur.

Sonnenuntergänge vor dem Haus meiner Eltern zählen zu den Schönsten, die ich in meinem Leben gesehen habe. Oft erstrahlt der Himmel in unglaublichen Farben – von orange zu pink. Ein Wunder der Natur. Jedes Mal auf’s Neue. Ich habe diese Sonnenuntergänge sooft betrachtet und sie berühren mich immer wieder. Ist das der Sinn des Lebens diese Schönheit mit deinen Sinnen erfassen zu können?

Diese Sonnenuntergänge habe ich in allen möglichen emotionalen Lebenslagen betrachtet: wenn im Außen Chaos herrschte oder alles zusammen gebrochen war; wenn im Außen alles wunderbar war, doch im Innen ein Kampf herrschte; wenn ich glücklich war und das Leben umarmen wollte und von Liebe erfüllt war. Auf einer tiefen Ebene haben sie – egal wie es mir gerade ging – mich immer mit einem gewissen Frieden, einer Zuversicht erfüllt. Sind es diese Momente, diese Augenblicke, die das Leben mit Sinn erfüllen?

Die Frage nach dem Sinn des Lebens

Die Frage nach dem Sinn des Lebens berührt, erreicht und beschäftigt mich immer wieder. Ich kenne viele Menschen, die sich diese Frage nicht stellen – zumindest nicht bewusst – und bin oft verwundert darüber. Denn mich hat die Frage schon als Kind beschäftigt.

Ich habe es geliebt in der Wiese zu liegen und den Blumen beim Wachsen zu lauschen, Schmetterlinge fliegen hören, Bienen summen, den Geruch von Wiese einzuatmen, modrige Erde riechen und das Leben pulsieren spüren. Das Leben lieben. Das süße Nichtstun und einfach nur zu Lauschen. Ich weiß noch, wie glücklich ich oft in diesen Momenten war. Das hat mich mit Sinn erfüllt. Diese Momente im absoluten Jetzt.

Die Augen öffnen für das Wesentliche

Oft habe ich mich gefragt, warum sich Erwachsene sooft mit den unwichtigen Dingen beschäftigen, sich ständig Sorgen machen, über andere urteilen oder mich selbst in Grenzen verweisen. Anstatt die Augen zu öffnen für das Wesentliche.

Jahrzehnte später beschäftige ich mich oft selbst mit den unwichtigen Dinge und mache mir viel zu oft Sorgen über etwas, dass noch nicht mal da ist und vielleicht auch nie eintreffen wird. Doch diese Frage, was ist das Wesentliche des Lebens, der Sinn des Lebens stelle ich mir doch immer wieder, treibt mich oft an, knallt mich in die Realität des Lebens, lässt mich empor schwingen und auf den Boden kommen.

Nach was suchen wir?

Also, was ist es dieser Sinn des Lebens nach dem so viele suchen? Das Wesentliche? Lässt es sich jemals finden?

Der Theologe Prof. Friedmann Stengel sagt:

Wir sind ein Leben lang auf der Suche, was unsere Identität betrifft. Wir sind in einem ununterbrochenen Prozess der Identifizierung, wir beziehen auch nur Positionen, die vorläufig sind und das hängt damit zusammen, wie wir uns gegenüber unserer Umwelt verhalten, gegenüber unseren Prägungen, unseren Erwartungen und natürlich auch gegenüber der Frage, was der Zweck unseres Daseins ist. Das halte ich für eine extrem entscheidende Frage, weil sie unser Handeln ständig bestimmt.“

Theologe Prof. Friedmann Stengel, mdr.de „Was ist der Sinn des Lebens“

Diese Aussage trifft sich auch mit meinen Erfahrungen. Es gibt Prozesse da treibt mich etwas an, eine tiefere verborgene Kraft in mir selbst, die mich weiter gehen lässt. Ich hatte auch Momente in meinen Leben, wo ich am Boden gelegen bin, wo der Schmerz so groß war, dass ich am liebsten aufgegeben hätte. Doch dann bin ich dennoch wieder aufgestanden. Habe daran gedacht, dass das, was ich gerade erlebe einen tieferen Sinn hat und bin wieder aufgestanden und habe weiter mein Bestes gegeben. Auch jetzt gerade erlebe ich wieder so eine Phase und weiß tief innen, dass ich auch dieses Mal wieder aufstehen werde.

Doch was ist dieser Sinn des Lebens?

Woher kommt er und warum stellen wir uns diese Frage des „Warums?“ überhaupt?

Die Antworten darauf sind so unterschiedlich, wie die Form des Lebens und auch aus welcher Perspektive man sich diese Frage stellt: Also, stellt man diese Frage einen Theolog*in, einen Philosoph*in, einen Naturwissenschaftl*erin, einen Menschen, der gerade eine schlimme, traumatische Erfahrung erlebt hat oder jemanden, der gerade frisch verliebt ist und förmlich glüht vor Lebensfreude.

Je nach Lebensumstände, Wissen und Erfahrungen wird sich diese Frage unterschiedlich beantworten lassen. Für mich und aus meiner Lebenserfahrung und auch aus Gesprächen mit Menschen lassen sich Krisen leichter bewältigen, wenn man in sich einen Sinn findet.

Trotzdem Ja zum Leben sagen

Viktor E. Frankl war Neurologe und Psychiater und hat das Konzentrationslager überlebt. In seinem Buch „Trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“ schildert er seine Erlebnisse und Erfahrungen aus dieser Zeit. Das Buch ist ergreifend, erschütternd und sehr bewegend. Die Kraft die Menschen in sich tragen, trotz solch erschütternder Erlebnisse weiterzugehen, weiterzumachen und sogar an die Menschen etwas weiter und zurück geben – lässt mich staunen und wundern (wundern im Sinne von „Die Wunder des Lebens“).

Wer um einen Sinn seines Lebens weiß, dem verhilft dieses Bewusstsein mehr als alles andere dazu, äußere Schwierigkeiten und innerer Beschwerden zu überwinden

Viktor E. Frankl

Egal was wir erleben und erlebt haben, wir haben selbst die Wahl, was wir daraus machen. Ob wir all den Schmerz an unseren Mitmenschen auslassen oder ob wir all den Schmerz fühlen und spüren und dann dennoch wählen freundlich mit uns selbst und anderen zu sein und auch das Schöne, Helle in dunklen Stunden zu sehen.

Ich weiß, dass an dieser Stelle mir viele widersprechen werden. Doch ich habe diese Erfahrungen selbst gemacht. Es ist keine einmalige Wahl, es ist eine immer wiederkehrende Wahl. Und einen für sich kraftspendenen Sinn zu haben, gibt einen die Kraft, diese Wahl immer wieder zu treffen.

Weißt du warum du immer wieder wählst aufzustehen?

Menschen ein Lächeln schenkst? Jemanden der weniger hat etwas gibst? Freunden ein offenes Ohr schenkst, obwohl du selbst einen schlechten Tag hast? Deinem Kind mit Liebe begegnest, obwohl du selbst das in deiner Kindheit nicht erfahren hast?

Veit Lindau hat einen sehr schönen Satz formuliert:

Der Sinn deines Lebens ist kein Ziel. Er ist vielmehr die Qualität, mit der du den Weg zu deinen Zielen gehst. Wir können auch sagen: Er ist der mit Abstand wichtigste Wert in deinem Leben.“

Veit Lindau

Etwas in dir treibt dich an und lässt dich weiter gehen. Sich die Fragen des Sinns bewusst zu stellen und in die Antworten hineinzuwachsen, lässt dich vielleicht ganz neue Formen und Farben des Lebens entdecken.



Wofür lebst du?
Was ist der Sinn deines Lebens?
Was ist es was dich immer wieder aufstehen lässt?
Was ist dein wichtigster Wert in deinem Leben?
Wofür machst du das, was du tust?

Ich wünsche dir von Herzen viel Freude beim Erkunden.

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